Mehr Strombedarf durch Kauf von Elektrofahrzeug

Pilotprojekt zu möglichem Ausgleich!

28.9.2024








Wie Privathaushalte erhöhten Strombedarf durch ein Elektrofahrzeug mit geeigneten Maßnahmen verringern oder sogar ganz ausgleichen können, zeigen die Ergebnisse eines Pilotprojekts. Das Öko-Institut und dsa Büros Ö-quadrat haben das Projekt im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative Deutschlands durchgeführt. Eine eigene Photovoltaikanlage, Stromsparmaßnahmen im Haushalt oder Investitionen in erneuerbare Energien – mit diesen Optionen können ungenutzte Klimaschutzpotenziale in privaten Haushalten erschlossen und ein Beitrag zu den Klimaschutzzielen geleistet werden. 

Im Pilotvorhaben E-Mob EE haben bis zum Projektende im Juni 2024 31 Haushalte nach Erhalt von kostenfreien Beratungsleistungen Maßnahmen zur Photovoltaik-Installation, zum Stromsparen im Haushalt und zur Investition in Erneuerbare Energien umgesetzt. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass sie in Summe ihren zusätzlichen Strombedarf, der durch ihre Elektrofahrzeuge entsteht, vollständig ausgleichen und darüber hinaus noch 191 % zusätzlich an Strom erzeugen bzw. einsparen.

Setzt man den zusätzlichen Strombedarf aller 140 Haushalte mit Elektrofahrzeug an, die sich im Projekt E-Mob EE für eine Beratungsleistung interessiert und angemeldet haben, so decken die erreichte Stromerzeugung und Stromeinsparungen der 31 Haushalte, die Maßnahmen umgesetzt haben, diesen gesamten zusätzlichen Strombedarf der Elektrofahrzeuge zu rund 65 % ab.

Für die insgesamt 31 Haushalte, die innerhalb der Projektlaufzeit des E-Mob EE Vorhabens Maßnahmen zum Ausgleich des Strombedarfs umgesetzt haben, ergibt sich rechnerisch ein zusätzlicher Strombedarf durch das Elektrofahrzeug von 80.755 kWh/Jahr.

Bei Hochrechnung auf alle 140 Haushalte12, die sich im Pilotvorhaben angemeldet hatten und für eine Beratung grundsätzlich in Frage kamen, ergibt sich rechnerisch ein zusätzlicher Strombedarf durch die Elektrofahrzeuge von insgesamt 364.700 kWh pro Jahr. Demgegenüber stehen eine zusätzliche Stromerzeugung und Stromeinsparungen der 31 Haushalte, die aufgrund der in E-Mob EE erhaltenen Beratungsleistungen Maßnahmen umgesetzt haben (eigene Photovoltaik-Installation, Stromeinsparungen in ihrem Haushalt und Investition in Erneuerbare Energien).

In Summe werden durch diese Maßnahmen 235.315 kWh pro Jahr an zusätzlicher Stromerzeugung bzw. Stromeinsparungen erzielt.

Viele Elektrofahrzeugkäufer*innen sind an Klimaschutzmaßnahmen interessiert und aufgeschlossen, den zusätzlichen Strombedarf auszugleichen. Allerdings können wir nicht davon ausgehen, dass diese Motivation auch bei den nächsten – millionenfachen – Käufen vorhanden sein wird. Umso wichtiger ist es, dass potenzielle Käufer*innen eine „automatische“ Beratung erhalten, um ihnen die individuellen Optionen für den CO2-Ausgleich zu erläutern.

Drei Wege, die ans Ziel führen
Die teilnehmenden Haushalte aus dem Raum Freiburg sowie Stuttgart erhielten eine kostenfreie Beratung. Bei einer zugrundeliegenden jährlichen Fahrleistung von rund 14.000 Kilometern ist mit einem Stromverbrauch des Elektroautos von rund 2.600 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr zu rechnen. In drei Beratungsmodulen beschreiben die Wissenschaftler*innen direkte Umsetzungsanreize der Optionen für die Energieeinsparung und den CO2-Ausgleich. So bot die Installation einer Photovoltaikanlage bei den Teilnehmer*innen mit im Schnitt 9.167 kWh Stromerzeugung pro Anlage und Jahr das größte Ausgleichpotenzial. Die Hilfestellung bei der Prüfung der technischen Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit einer Anlage sowie bei der Prüfung von Angeboten beförderten die Umsetzung der Maßnahme.

Mit einer angenommenen Investition von 3.000 Euro, die je zur Hälfte in Photovoltaik- und Windkraftprojekte fließt, können rechnerisch 3.140 kWh Strom pro Jahr erzeugt werden. Die teilnehmenden Haushalte wurden über verschiedene Anlageformen informiert, mit denen sie sich finanziell an einer neu zu errichtenden Solar- oder Windkraftanlage beteiligen können.
Mit den Stromsparmaßnahmen ließen sich im Pilotvorhaben im Schnitt 600 kWh pro Haushalt und Jahr einsparen. Der Stromverbrauch eines Elektroautos lässt sich damit allein nicht ausgleichen, allerdings sind die Hürden sowie Kosten für die Installation von stromsparenden Kleingeräten wie LED-Lampen, Zeitschaltuhren und wassersparenden Duschköpfen geringer und ad hoc umsetzbar.

Fahrplan in die Zukunft: Wie geht’s weiter?
Die Beratungen haben sich – insbesondere im Bereich Photovoltaik – als sehr wirksam erwiesen. Das Forschungsteam empfiehlt daher, kostenfreie Beratungsangebote zum Ausgleich des zusätzlichen Strombedarfs von Elektrofahrzeugen deutlich auszuweiten und systematisch in Förderprogramme, die den Ausbau der Elektromobilität zum Ziel haben, zu integrieren.

Auch könnten Akteure, die Direktkontakt zu Haushalten mit Elektrofahrzeug haben – z.B. Kfz-Zulassungsstellen, Finanzämter, örtliche Netzbetreiber, Wallbox-Anbieter oder Ladesäulen-Betreiber – auf die klimaschonenden Ausgleichmaßnahmen hinweisen. Eine zentrale Koordination wäre empfehlenswert. Interessierten steht der im Projekt entwickelte Photovoltaik-Rechner als Umsetzungshilfe zur Verfügung, mit der sie die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage berechnen können.

Schließlich kann jeder Haushalt einen weiteren Beitrag zur persönlichen Energiewende leisten: durch die Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs und den Umstieg auf alternative Mobilitätsangebote. Insgesamt ist die Umstellung des motorisierten Individualverkehrs auf Elektrofahrzeuge eine der wichtigsten Optionen für die Verkehrswende.


Hinweise und Links:

PV-Rechner E-Mob EE: https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/pv-rechner_e-mob-ee.xlsb

Die Vorstellung des PV-Rechners E-Mob EE auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=-6rHrNe2T1U

Projektseite Öko-Institut: https://www.oeko.de/publikation/innovativer-klimaschutz-in-privathaushalten-ausgleich-des-zusaetzlichen-strombedarfs-der-e-mobilitaet-durch-ausbau-erneuerbarer-energien-und-energieeffizienz-e-mob-ee/

Abschlussbericht „Innovativer Klimaschutz in Privathaushalten: Ausgleich des zusätzlichen Strombedarfs der E-Mobilität durch den Ausbau Erneuerbarer Energien und Energieeffizienz (E-Mob EE)“ von Öko-Institut und Büro Ö-quadrat: https://www.oeko.de/publikation/innovativer-klimaschutz-in-privathaushalten-ausgleich-des-zusaetzlichen-strombedarfs-der-e-mobilitaet-durch-ausbau-erneuerbarer-energien-und-energieeffizienz-e-mob-ee/

Der Artikel wurde zusammengestellt von Renate Brandner-Weiß.





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